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10-Punkte-Plan

7. Infrastruktur

Anders als etwa die Aare oder der Hochrhein trägt die Thur wenig zur nationalen Stromversorgung bei. Zu stark schwankend ist ihre Wasserführung. Alle 20 Kraftwerke an der Thur zusammen produzieren knapp 90 GWh pro Jahr, das sind 1.5 Promille des Schweizer Stromkonsums oder 6 Promille bezogen auf die fünf Thurkantone.

Die ökologische Beeinträchtigung des Flusses durch die Werke ist aber beträchtlich. Denn jedes Wehr bildet eine harte Zäsur im Kontinuum Fluss – auch wenn es mit einem funktionierenden Fischpass ausgerüstet ist, was leider nach wie vor noch nicht überall der Fall ist.

Bestehende Kraftwerke müssen überprüft und wo nötig saniert werden. Es gibt kleine Werke, bei denen ein Rückbau in Betracht gezogen werden muss, da dieser sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht die beste Lösung darstellt. Andere haben eine lange Geschichte und gehören mit ihren Kanälen und Turbinen zur Kulturlandschaft entlang des Flusses. Allerdings sind die Restwassermengen in der Thur teilweise sehr tief – bei anhaltenden Niederwasserperioden wie im Sommer 2018 ist eine gerechte Aufteilung des Wassers zwischen Kanal und Thur kaum möglich. Neue Kraftwerke oder Ausbauten, die zu neuen ökologischen Schäden am Fluss führen würden, sind daher abzulehnen.

Kraftwerk Thuurau

So hätte zum Beispiel das Neubauprojekt «Thuurau» in Bischofszell mit seinem Höherstau Auengebiete von nationaler Bedeutung beeinträchtigt und mit der Ableitung durch den Stollen eine 1600 m lange Restwasserstrecke geschaffen, exakt an der sehr sensiblen Sittermündung. Mit einer technischen Erneuerung des alten Werks kann hingegen gegenüber heute deutlich mehr Strom produziert werden ohne den Fluss zusätzlich zu beeinträchtigen. Glücklicherweise hat sich der Kraftwerksbetreiber denn auch für letztere Variante entschieden und sich ausserdem für die Revitalisierung der Auengebiete eingesetzt. Ein schöner Zug.

Neue Betriebsmodelle

Generell sollte die ganze Kraftwerkskette daraufhin geprüft werden, wie die Stromproduktion möglichst Thur-verträglich erfolgen kann. Dabei sind auch neue
Betriebsmodelle zu prüfen: zum Beispiel mit variablen Staukoten oder mit vollständigem Absenken der Wehre, wenn Solar- oder Windstrom im Überschuss auf dem Markt ist.

Wasserentnahmen für Bewässerungen aus der Thur, dem Thurgrundwasser und den Thurzuflüssen sind überkantonal abzustimmen. Es kann nicht sein, dass in Trockenperioden wie im Sommer 2018 der eine Kanton Entnahmen unterbindet, der nächste dies aber den Gemeinden überlässt. Ausserdem darf mit den wachsenden Flächen, die künstlich bewässert werden können, die Qualität des Grundwassers nicht beeinträchtigt werden, zum Beispiel durch Nitratauswaschung oder Pestizide.

Eine Bewässerung kann Ertragseinbussen vorbeugen. Priorität haben jedoch eine standortgerechte Landwirtschaft und der Schutz der Wasserressourcen. (A. Bryner)