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10 Punkte für eine lebendige Thur

Damit der Kies wieder rollt

Das Gestaltungselement

Geschiebe gestaltet und bildet Lebensräume für Gewässerorganismen und bremst die Erosion des Flussbettes. Der natürliche Geschiebehaushalt gerät vor allem durch Kiesentnahmen, Flusskraftwerke und künstliche Verengungen des Flussbettes aus der Balance – mit weitreichenden Konsequenzen.

Vor der Regulierung der Thur waren Auflandung und Erosion in einem Gleichgewicht. Als Folge der Kiesentnahmen und Verengung des Flussbettes tiefte sich die Flusssohle teilweise um bis zu vier Meter ein, z.B. in den Thurauen unterhalb von Schwarzenbach zwischen 1912 und 1999. Kiesentnahmen beschädigen den «Schutzdeckel» der Sohle und beschleunigen die Erosion. Dadurch wird der Lebensraum von Wassertieren beeinträchtigt. Die Erosion eingetiefter Flüsse macht aber auch vor den Flussverbauungen nicht Halt und gefährdet damit die Hochwassersicherheit.

Der Flussregenpfeifer ist für die Brut auf Kiesbänke und Kiesinseln angewiesen. Er gilt in der Schweiz als stark gefährdet. (Bild: Andreas Trepte, www.photo-natur.net)
Die Geburtshelferkröte war ein typischer Auenbewohner, der zwischen kühlem Wasser und sonnigem, warmem Land pendelte. Heute ist sie stark gefährdet. (Bild: cc0-Flickr)
Die Nase ist vom Aussterben bedroht. Thur und Murg gelten als extrem wichtige Laichgebiete für den stark spezialisierten Fisch, der Kieselalgen abgrast. (Bild: Jürgen Westhauser, www.fischlexikon.eu)

Intakter Geschiebehaushalt

Glücklicherweise ist die Thur einer der wenigen Mittellandflüsse, welche noch über einen einigermassen intakten Geschiebehaushalt verfügt. Dieser funktionierende Geschiebetransport muss unbedingt erhalten bleiben.

Das Geschiebe der Thur stammt zum Hauptteil aus der Thur selbst sowie von ihren Zuflüssen Urnäsch und Sitter. Die Kiesentnahmen an diesen Zuflüssen sind mittlerweile eingestellt, um unerwünschte Erosion zu bremsen. Die vorherrschenden Erosionstendenzen im Thurgauer Abschnitt (Schönenberg- Grüneck, Pfyn-Murgmündung) sind vorwiegend durch die Kanalisierung bedingt.

Schäffäuli, im Hintergrund der Säntis. Geschiebe und Totholz sind die strukturierenden Elemente im und am Fluss. (Bild: Silvio Bartholdi, Bertschikon)

Eintiefen stoppen

Deshalb kann das Eintiefen nur mit Aufweitungen gestoppt werden. Denn – wo der Fluss breiter wird, verlangsamt sich das Wasser– und Geschiebe kann liegen bleiben. Werden zudem die kanalisierenden Uferverbauungen am Mittelgerinne entfernt, kann die Thur seitlich wieder erodieren und lokal Geschiebe mobilisieren, was erwünscht ist. Schliesslich darf der Blick über das gesamte Gewässersystem nicht verloren gehen: Langfristig soll das Geschiebe nicht nur in der Thur, sondern auch im Rhein soweit als möglich vom Fluss selbst durch die diversen Staubereiche transportiert werden. Denn für den Hochrhein ist die Thur die mit Abstand wichtigste Geschiebelieferantin.