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Artenportrait

Der Pirol

Art: Pirol (Oriolus oriolus)

Familie: Pirole (Oriolidae)

Ordnung:Sperlingsvögel (Passeriformes)

Die älteren Männchen des Pirols beeindrucken mit ihrer leuchtend gelben und schwarzen Färbung und sind in Europa daher unverwechselbar. Weibchen und junge Männchen weisen eine weniger ausgepräten grünlich-gelbliche Färbung auf, während die Unterseite auf einem grüngrauen Grund fein gestreift ist. Der Pirol kann eine Grösse von bis zu 25 cm erreichen und ein Gewicht von 67 g haben.

Der Pirol mit seiner unverwechselbaren Färbung (Bild: Pixabay).

Sehr auffällig und dennoch nicht immer leicht entdeckbar

Der Pirol kann sich trotz seines auffälligen Gefieders gut in den Baumkronen, vorzugsweise hoher alter Bäume, verstecken. Am einfachsten ist es daher, ihn nicht anhand seines Gefieders, sondern anhand seines wohlklingenden, flötenden Gesangs zu erkennen. Möglicherweise ist er genau deshalb nach seinen Flötenrufen und nicht nach seiner Färbung benannt. Dabei flötet er laut und ausdauernd ein melodiöses "Didli Didlihüohi" oder "büloooh". Die Männchen entwickeln dabei individuelle Variationen. Wird der Pirol gestört, klingt sein Ruf krächzend "Krää", bei Gefahr "kikikik". Ein flötender Gesang allein garantiert jedoch nicht die Anwesenheit des Pirols, da der Star diesen Gesang treffend nachahmen kann.

Auf der Reise zwischen Kontinenten und Ökosystemen

Als Langstreckenzieher befinden sich die Überwinterungsgebiete des Pirols in Bergwäldern Ostafrikas und in Savannengebieten des südlichen Afrikas, während seine Brutgebiete in Mitteleuropa liegen. Diese erreicht er erst ab Mai und verlässt sie nach nur drei Monate wieder.

Der Pirol ist ein typischer Flachlandbewohner, der häufig die Nähe von Gewässern sucht. Seine Brutlebensräume umfassen feuchte Laubwälder sowie Auwälder oder Parks mit Gewäsern und altem Laubbaumbestand. Zudem bewohnt der Pirol gerne Streuobstflächen und Alleen, insbesondere solche mit hohen Pappeln. Gelegentlich findet man ihm auch auf grossen, eingewachsenen Friedhöfen.

Der Bestand des Pirols in der Schweiz wurde zwischen 2013 und 2016 auf 3'000 bis 4'500 Paare geschätzt. Entlang der Thur gibt es zahlreiche Nachweise des Pirols, insbesondere im Unter- und Mittellauf.

Nachweise des Pirols entlang der Thur.

Wenn der melodiösen Flötengesang eines Tages verstummt

Der Pirol ist auf der Roten Liste als "nicht gefährdet" eingestuft, dennoch leidet er unter dem Verlust seines Lebensraums sowohl in Mitteleuropa als auch in Afrika. In Mitteleuropa ergibt sich dies aus der Zerstörung von Auenwäldern, der intensiven Nutzung des um die Wälder herumliegenden Kulturlands sowie dem Mangel an alten Laubwäldern. Zudem hat die Auflichtung des Kronenbereichs Auswirkungen auf den Bruterfolg. In Afrika sind die Winterquartiere durch Abholzung oder Brandrodung der Wälder sowie Überweidung der Baumsavannen gefährdet.

Schutzmassnahmen für den Pirol umfassen nachhaltige, pestizidfreie Landwirtschaft in Afrika, den Verzicht auf die Nutzung von Tropenhölzern, die Erhaltung und Förderung insektenreicher Wälder mit alten Bäumen sowie den Schutz von Auenwäldern in Europa.

Die IG Lebendige Thur setzt sich deshalb für vielfältige Auenlebensräume ein. Nutzen wir dies, dann werden wir auch in Zukunft weiterhin diesen melodiösen Flötengesang hören, hoffentlich sogar an noch mehr Standorten!